Ihre Bienen „schwärmen“ für Sie!

…im Überfluss

Der Wonnemonat Mai ist für unsere Bienen ein Monat der Hülle und Fülle. Auch in Gegenden, in denen das Nahrungsangebot durch Monokulturen und Steingärten sehr eingeschränkt ist, finden Insekten zu dieser Jahreszeit Pollen und Nektar im Überfluss. In dieser Hochzeit erreicht ein Bienenvolk seinen Entwicklungshöhepunkt, bis zu 50.000 Bienen tummeln sich in einem einzigen Bienenstock! Und mit dem Schlupf der Drohnen – der männlichen Bienen – ist das Lebewesen Bien vollständig entwickelt und „geschlechtsreif“. Da zur Sommersonnenwende am 21. Juni der Zenit des Jahres schon überschritten wird, nutzt das Bienenvolk nun diese „überschüssige“ Energie des Spätfrühlings, um sich zu vermehren.

Der Schwarmprozess

Zu Beginn dieses faszinierenden Prozesses werden zunächst von den Arbeiterinnen spezielle Wabenzellen angelegt, so genannte Weiselnäpfchen/Weiselzellen, in die schließlich von der Bienenkönigin (auch Weisel genannt) ein befruchtetes Ei gelegt wird. Dieses Ei unterscheidet sich zunächst nicht von jedem anderen Ei im Stock, durch die Zugabe von einem mit speziellen Inhaltsstoffen angereichertem Futtersaft, dem Gelée royale, wird in dieser Zelle jedoch eine junge, neue Königin heranreifen. Nach dem mehrere solcher Zellen angelegt und nach 8 Tagen der Fütterung „verdeckelt“ werden, ist der Zeitpunkt der Vermehrung gekommen. An einem sonnigen, warmen Tag wird das Schwärmen vorbereitet. Die bisherige Stockmutter (Königin) hat die Ei-Lage eingestellt und immer mehr s. g. Spurbienen setzen Reize zum Aufbruch, insofern die Bedingungen stimmen. Nahezu die Hälfte der gesamten Bienenmasse macht sich daraufhin bereit, den Bienenstock zusammen mit der Königin zu verlassen und in einer neuen Behausung ein neues Bienenvolk zu begründen. Meist am frühen Nachmittag fällt dann der „Startschuss“.

Es ist ein wunderbares Naturschauspiel live dabei zu sein, wie sich tausende Bienen simultan in die Luft erheben, um sich für die Weiterreise an einem nahegelegenen Ast zunächst zu sammeln und dann koordiniert gemeinsam aufzubrechen. Das Wichtigste dabei ist:

 Ein Bienenschwarm ist absolut friedfertig, er besitzt keine „Wächterbienen“, da es keine Waben, Vorräte oder Brut zu verteidigen gibt!

Falls Sie das Glück haben sollten beim Auszug eines Schwarmes zugegen zu sein, genießen Sie den „Bienengeburstag“ und lassen Sie sich einfach von den Sinneseindrücken überwältigen.

 …auf ins große Ungewisse

Die Spurbienen setzen während dieses Prozesses ihre Suche nach einer geeigneten Behausung im näheren Umkreis ununterbrochen fort, sodass der Schwarm unter natürlichen Bedingungen innerhalb der nächsten 2-3 Tage von alleine weiterziehen würde. Leider können die bei uns heimischen Honigbienen jedoch nur noch schwerlich in freier Wildbahn überleben und sind aufgrund der eingeschleppten Varroa-Milbe auf die Pflege von uns Imkern angewiesen. Falls Sie daher in Ihrem Garten einen Bienenschwarm sichten, tun Sie den Bienen einen Gefallen und wenden sich an einen örtlich ansässigen Imker, der die Bienen in eine moderne Beute („Bienenkasten“) umsiedelt und Ihnen die nötige Pflege zukommen lassen kann.

…und die Zurückgebliebenen?

Im ursprünglichen Stock mit den zurückgebliebenen Bienen schlüpfen in den Tagen nach dem Schwarmabgang die ersten jungen, noch unbegatteten Königinnen aus Ihren Weiselzellen. Auch diese Königinnen sind in der Lange erneut mit einem weiteren Volksteil „auszuziehen“, wenn das Bienenvolk noch eine ausreichende Zahl an Individuen umfasst – ein s. g. Nachschwarm ist dabei meist jedoch kleiner als der erste, weitaus größere Vorschwarm. Entscheidet sich der Bien schließlich, dass keine weiteren Bienen mehr in weiteren Schwärmen das Volk verlassen sollen, entledigt sich die momentane Jungköniginnen ihrer noch zu schlüpfenden Rivalinnen – es darf schließlich immer nur eine „Regentin“ im Volk geben. Nach erfolgreicher Begattung beginnt Sie mit der Ei-Lage und der Aufzucht neuer Bienen. Dieses „Altvolk“ hat dazu bereits das gesamte Wabenkonstrukt zur Verfügung, während die ausgezogenen Schwärme dieses in der neuen Behausung erst noch errichten müssen – und dafür braucht es sehr viel Energie. Gut also, dass unsere Bienen sich dann teilen, wenn diese in der Natur im Überfluss vorhanden ist…