Die kritische Zeit beim Imkern und das Wesentliche der „Klimastreiks“

Imkerjahr vs. Kalenderjahr – der Grundstein für die nächste Saison

Mit den letzten sonnigen Tagen geht der warme, aber wieder zu trockene Sommer 2019 zu Ende. Der Honig des Jahres ist in den Gläsern und die Anzahl der Bienen pro Volk ist nun spürbar rückläufig. Auch wenn es zunächst nicht intuitiv klingt: für den Imker beginnt zu diesem Zeitpunkt das neue „Bienenjahr“. Mit einer effektiven Varroa-Behandlung, geschickter Auffütterung und Pflege von Jungvölkern und der Kontrolle und Sicherstellung einer gesunden Winterbienenaufzucht werden nun nämlich schon die Weichen für die nächste Saison gelegt. Denn wie immer gilt bei der Imkerei: Was versäumt ist, kann nicht wieder aufgeholt werden. Insbesondere jetzt ist eine ausreichende, kontinuierliche und reichhaltige Versorgung mit Pollen – Stichwort: Blühwiesen – wichtig, sodass sich die langlebigen Bienen buchstäblich einen ordentlichen „Fettkörper“ anfressen können. Nur so überstehen Sie die kalten Monate in ausreichender Zahl und Substanz, um im Frühjahr dann wieder die ersten Larven mit diesen Reserven aufzuziehen. Weil die Varroa-Behandlungen nun genau in diese bedeutsame Zeit fallen, muss es das Ziel einer modernen, bienengemäßen Imkerei sein, situationsangepasst und mit Fingerspitzengefühl das gesunde und starke Überwintern der Bienen zu sichern und die Bienen nicht noch weiter zu belasten. Hier ist definitiv ein Umdenken in der gesamten Imkerschaft notwendig, um mit geschickten, biomechanischen Methoden die Störungen der Bienen bei der Wintervorbereitung so gering wie möglich zu halten. Die Hoffnung auf das nächste „Wundermittel“ (letztes Jahr war es z.B. Lithiumchlorid…) kann dabei nicht des Rätsels Lösung sein! Fakt ist natürlich: Es macht zwar mehr Freude den Bienen im Frühjahr/Sommer beim rasanten Wachsen in der Zeit der Fülle zuzusehen und den Honig zu ernten, als sie bei den mühsamen Prozessen der Ein- und Auswinterung zu begleiten – bei Ersterem verzeihen Bienen und Witterung noch den ein oder anderen Fehler, bei Letzterem nicht. Dass gerade Anfänger diese unbequeme Wahrheit nicht wahrhaben möchten, könnte einer der Gründe sein, weshalb auch im nächsten Frühjahr wieder zu lesen sein wird: „Zahlreiche Imker beklagen hohe Winterverluste.“

#AlleFürsKlima? – #AllefürFrieden/Ökolandbau/NachhaltigeBauwirtschaft!

Unter dem Hashtag #AlleFürsKlima gingen vergangen Freitag Hunderttausende bei strahlendem Sonnenschein auf die Straße, alleine in Berlin waren es knapp 300.000 – mit Abstand die größte Demonstration für mehr Klimaschutz & Klimagerechtigkeit bisher. Während die Regierung die selbstgesteckten „Klimaziele“ getrost ignoriert, scheint in der Gesellschaft endlich das Bewusstsein für einen Wandel zu einem nachhaltigen Lebensstil erwacht zu sein. Leider drehen sich die Diskussionen, wenn überhaupt differenziert, hauptsächlich um die Themen Mobilität und Energiewende – und um die Schlüsselsubstanz Kohlendioxid. Ideologische Polemik mit aufgeladenen Reizwörtern rund um den Wortstamm „Klima-___“ scheinen dabei nie auszugehen. Die Geister scheiden sich hauptsächlich an der Detail-Frage: „Ist der Menschen nun durch die CO2-Emissionen am Klimawandel schuld oder nicht?“. Dabei gäbe es so viele „verwandte“ Probleme, bei denen Konsens herrscht, die man getrost gemeinsam angehen könnte! Riesige Plastikinseln auf den Weltmeeren, der bevorstehende Kollaps der Speisefischpopulationen, das laufende Massenartenaussterben, die sich immer noch beschleunigende Bödendevastierung, Häufung von Wetterextremen etc. Diese traurige Liste ließe sich noch lange fortführen, in der öffentlichen Diskussion tauchen Sie jedoch selten auf, sprechen wir doch allzu oft ausschließlich über einen einzigen Faktor: CO2.

Und ja, die Erwärmung der Biosphäre ist auf den massenhaften Ausstoß von Kohlendioxid durch den Menschen zurückzuführen. Es ist aber eine bequeme Illusion davon auszugehen, die Probleme seien beseitigt, wenn jeder ein Elektroauto führe und alle nur noch Windstrom nutzten. Denn paradoxerweise werden die größten CO2-Verursacher in der Diskussion bisher kaum oder gar nicht genannt: von den jährlich emittierten 36 Mrd. Tonnen Kohlendioxid der Menschheit entfallen weniger als 1% auf alle PKWs der Welt! Auch Flugverkehr (~1,5%) und Schiffsverkehr (~2%) sind nicht signifikant ausschlaggebend. Die großen Verursacher liegen an ganz anderer Stelle: In der Bauwirtschaft, in riesigen Militärapparaten und in der industriellen Landwirtschaft. Alleine die weltweite Zementherstellung verbraucht mehr Energie, als alle Autos, Schiffe und Flugzeuge der Welt zusammen! Wir sollten also endlich anfangen über Lösungsansätze zu diskutieren, bei denen Veränderungen auch wirklich einen Effekt hätten – und nicht nur bloße Symbol- und Gewissenspolitik wären. Weg von Zement- und Betonbauten, weg vom Rüstungswahn, weg von Monokulturen etc… Rein faktisch und statistisch gesehen, wären also folgende Hashtags für die nächsten Demos ratsam, um schnell den größtmöglichen Effekt zu erzielen: #AlleFürNachhaltigeBauwirtschaft, #AllefürFrieden und #AllefürÖkolandbau. Denn eines ist klar: Unserer Insekten- und Tierwelt hilft ein eingespartes Kilogramm CO2 erst einmal nicht, jeder m² unversiegelter Boden, jeder Liter nicht über Wäldern abgelassenes Kerosin und jedes nichtausgebrachte Kilogramm an Pestiziden schon.

 „Bee’s Favourites“ im Herbst

Abschließend noch wie immer die monatlichen „Bee’s Favourites“ – aus den erläuterten Gründen nun mit Fokus auf Spätblühern, die besonders viel Pollen bereitstellen:

Efeu

Clandon Bartblume

Raublautt-Aster

Blühenden Efeu im Herbst nicht beschneiden! Als eine der letzten Pflanzen, die jetzt noch honigt, schaut hier bei gutem Wetter noch alles vorbei, was Flügel hat!

Überragender Nektar- und Pollenlieferant in August und September. Gerade auch für Wildbienen sehr interessant!

Krankheitsresistente Stauden, die den Garten in den Herbstmonaten farbenfroh erblühen lässt! Im buschigen Wuchs ein tolles Buffet für unsere Bestäuber.

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Michael Wirth